Lernfrust statt Lernlust? Tipps für das gemeinsame Lernen mit Ihrem Kind


Viele SchülerInnen, die Lernprobleme haben, sind oft gequält von Gefühlen wie Frustration und Versagensangst. Diese Gefühle loszuwerden, ist umso schwerer, je stärker sie die Kinder und Jugendlichen bereits eingenommen haben. Im selben Maße verringert sich auch das Selbstbewusstsein und die Lebenslust der Betroffenen. Anstrengende und sich ständig wiederholende Lerndurchgänge verschlimmern die Situation und erzeugen noch mehr Widerstand. Hier sind gezielte Maßnahmen erforderlich, die zu einer inneren Entspannung und zu neuem Vertrauen in die Umstände beitragen. Unter solchen Voraussetzungen ist es für Kinder und Jugendliche auch wieder möglich, Interesse zu entwickeln, neues Wissen aufzunehmen und sich bestimmte Kompetenzen anzueignen.

 

Die folgenden 5 Tipps sollen Sie als Eltern unterstützen, tiefgehenden Lernfrust mit all seinen Nebenwirkungen bei Ihrem Kind gar nicht erst aufkommen zu lassen.

 

1.  Erfolgserlebnisse schaffen

Jede Schülerin/jeder Schüler braucht Erfolgserlebnisse, um seine Motivation beim Lernen aufrecht zu erhalten. Diese Erfolgserlebnisse sollten bereits während des Lernprozesses stattfinden. Wenn Sie Ihr Kind regelmäßig loben, sobald es auch nur einen kleinen Erkenntnisprozess gemacht hat, zeigt ihm das, dass Ihnen auffällt, dass es sich bemüht. Außerdem macht dies Ihrem Kind bewusst, dass es tatsächlich weiterkommt und etwas gelernt hat (eben auf seine ganz eigene Art und Weise und in seinem eigenen Tempo). Somit schaffen Sie durchgehend kleine Erfolgserlebnisse, die Ihrem Kind Motivationsschübe verleihen. Kinder, welche auf diese Art und Weise in Ihrem Lernprozess unterstützt werden, nehmen es auch viel eher in Kauf, wenn trotz ihrer Bemühungen die Note nicht ganz wie erwartet ausfällt. Denn sie hatten ja beim Lernen bereits ihre kleinen Erfolgserlebnisse und wissen genau, was sie für sich verstanden haben und wo ihnen noch etwas fehlt. Sie erkennen den Wert dessen an, was sie sich aneignen konnten und streben dadurch nicht ausschließlich nach einer guten Note. Viele Kinder und Jugendliche haben das Gefühl, dass sie einem Wettkampf ausgesetzt sind, bei dem es darum geht, welche Note sie erreichen. Dieses Gefühl wird jedoch hinfällig, wenn es durch das befriedigende Gefühl ersetzt wird, dass man etwas wirklich verstanden hat. Motivieren Sie Ihr Kind am besten genau dahingehend!

 

2.  Sinn vermitteln

Oft entstehen Widerstände beim Lernen dadurch, dass den Kindern und Jugendlichen nicht klar wird, warum sie sich einen bestimmten Lerngegenstand überhaupt aneignen sollen. Vor allem ist dies dann der Fall, wenn sie dafür viel Anstrengung aufbringen müssen, während sie womöglich beobachten, dass anderen die Sache relativ leicht fällt. Es muss ihnen demnach irgendein einleuchtender Sinn vermittelt werden, weshalb sich die Anstrengung trotzdem lohnt. Sie müssen verstehen, warum sie sich weiter engagieren sollen, auch wenn Schwierigkeiten beim Lernprozess auftreten. Ein Argument, wie "das Kind soll lernen, damit es bessere Noten schreibt", wird nur bei Kindern und Jugendlichen Wirkung zeigen, die von sich aus stark leistungsorientiert ausgerichtet sind. Der Anstoß für das Kind, mehr zu lernen, sollte nicht insgeheim der Wunsch der Eltern oder Lehrer sein sondern mit den Bedürfnissen des Kindes in Einklang stehen. Beispielsweise könnten Sie erklären, warum das Erlernte Ihrem Kind im späteren Leben hilfreich sein wird. In manchen Fällen kann das beste Argument auch einfach nur sein, dass Lernen immer die Gehirntätigkeit trainiert und dadurch neue neuronale Verknüpfungen entstehen. Wenn Ihrem Kind der Sinn, den Sie ihm vermitteln, einleuchtet, haben Sie den Grundstock gelegt, auf dem erfolgreiches Lernen aufbauen kann. Da Sie selbst Ihr Kind am besten kennen, wissen Sie auch am besten, in welchen Bereichen die Interessen Ihres Kindes liegen. Schaffen Sie, wenn möglich, hier eine Verbindung.

 

3.  Belohnungen

Kleine Belohnugen sind stets ein gutes Mittel, um den Lernwillen bei Kindern und Jugendlichen anzutreiben. Hier sollten Sie jedoch darauf achten, dass Sie Ihr Kind nicht von seiner intrinsischen Motivation entfernen. Ziel sollte immer die aus dem Kind selbst entstehende Motivation sein. Es darf keine Gewohnheit eintreten, die es für Ihr Kind selbstverständlich werden lässt, dass es für gute Leistungen Belohnungen gibt. Umso größer die Hürde für Ihr Kind ist, in einer bestimmten Sache eine gute Leistung zu erbringen, umso größer darf auch die Belohnung sein. Bringen Sie hier nicht zu sehr materielle Dinge ins Spiel, sondern finden Sie heraus, welche Aktivitäten Ihrem Kind Freude bereiten würden, die nicht selbstverständlich in seinen Alltag eingebettet sind. Verschaffen Sie Ihrem Kind Belohnung durch Abwechslung und Ausgleich. Belohnen Sie es mit einem gemeinsamen Ausflug oder einer speziellen Aktivität, einem Kinobesuch oder einem Kurs, an dem es gerne teilnehmen würde. Dadurch entsteht eine positive Erfahrung mit dem Lerngegenstand. Denn dieser wird nun mit einer speziellen Aktivität und womöglich auch noch mit Gemeinschaft in Verbindung gebracht. Auch den Lernprozess selbst wird Ihr Kind mit wesentlich weniger Druck wahrnehmen. Zusätzlich fördern Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes, da es früher oder später lernen wird, wie es sich selbst motiviert.

 

4.  Alle Sinne ansprechen

Am abwechslungsreichsten und somit interessantesten sind Lernphasen, in welchen möglichst viele Sinne angesprochen werden. Wenn Sie den Lerntyp Ihres Kindes wissen, ist es auch sehr wirkungsvoll, wenn Sie diesen besonders unterstützen. Ist Ihr Kind beispielsweise ein visueller Lerntyp, bieten Sie ihm zum jeweiligen Thema viel bildliches Anschauungsmaterial. Auditiven Lerntypen hilft es wiederum, wenn Sie während des Lernprozesses viel mitsprechen und ihre eigenen Gedankenprozesse verbalisieren. Ein motorischer Lerntyp sollte sich während dem Lernen viel bewegen und durch direktes Handeln den Lernstoff erfahren können. Der kommunikative Lerntyp lernt viel durch das Sprechen über den zugrundeliegenden Themenbereich, er braucht die Diskussion und den Dialog zum Erfassen des Lerninhaltes. In jedem Fall sollten Sie darauf achten, dass nicht nur ein Sinn sondern möglichst viele beim Lernen beteiligt sind. Je nach Stoffgebiet könnten Sie ein Video heraussuchen, das mit dem Thema zu tun hat und somit visuelle und auditive Elemente verbinden. Die/der Lernende könnte sich zusätzlich bewegen und im Nachhinein führen Sie beispielsweise noch eine Diskussion durch, wo Sie das Thema mit der/dem Lernenden zerlegen und von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.   

 

5. Unterstützung in Betracht ziehen

Individuell gestaltete Lernbetreuungen benötigen viel Zeit und Geduld, die Eltern nicht immer aufbringen können, auch wenn sie es wollten. Sobald Sie jedoch bemerken, dass Ihr Kind die Lebensfreude verliert, wenn es mit Schulaufgaben konfrontiert wird, sollten Sie aufmerksam werden. Hält der Zustand für mehrere Monate an oder verschlimmert er sich sogar, dann könnten spezielle Lernschwierigkeiten der Grund dafür sein. Diese lassen sich nicht immer auf einen Blick feststellen sondern bedürfen einer sorgfältigen und genauen Beobachtung. Vielleicht liegt eine Legasthenie oder Dyskalkulie vor. Es kann sich aber auch um andere physische oder psychische Ursachen handeln, die Leidensdruck bei Ihrem Kind verursachen und dementsprechend zu Lernschwierigkeiten führen. In diesem Fall ist es wichtig, eine/n Spezialisten zu Rate zu ziehen und das Problem an der Wurzel zu packen. Wenn Sie Ihrem Kind hier die geeignete Unterstüzung verschaffen, können Sie ihm viele Probleme in der Zukunft ersparen. Vor allem Kinder und Jugendliche, bei denen sich Merkmale von Hochsensibilität, Hochbegabung und/oder Legasthenie oder Dyskalkulie zeigen, profitieren in ihrer gesamten Entwicklung von einer speziell auf ihre Bedürfnisse ausgerichteten Förderung. Sie lernen hierbei, ihre Schwierigkeiten auszugleichen, ihren Fokus auf die eigenen Stärken zu richten und diese langfristig voll zum Einsatz zu bringen.

Wenn Lern- oder Schulprobleme bei Ihrem Kind auftreten, auf die Sie selbst nicht mehr unterstützend einwirken können, berate ich Sie gerne im Lern- und Entfaltungsraum - dem Platz zur individuellen Lernförderung für Kinder und Jugendliche. Informieren Sie sich gerne näher auf meiner Homepage (www.lernenundentfalten.at) oder kontaktieren Sie mich per Kontaktformular.

Kontaktformular

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.